Glossolalie - Apostelgeschichte 2 und 1.Korinther 14

Leider herrscht bei der Zungenrede (=Glossolalie) ein heftiger Streit zwischen den verschiedenen christlichen Gruppierungen. Für die einen ist die Zungenrede das wichtigste Merkmal der Geistestaufe, für die anderen ist es geradezu ein rotes Tuch; es kann gar nicht abschätzig genug über diese Geistesgabe geurteilt. Diesen Streit überlasse ich den Streithähnen. So weit, wie es mir möglich ist, möchte ich sachlich die beiden Stellen Apostelgeschichte 2,1-13, das eigentliche Pfingsterlebnis, und 1. Korinther 14,1-33 darstellen. Beide Stellen weisen eine unübersehbare Differenz auf. Petrus wäre seine Aussprache fast zum Verhängnis geworden, denn er konnte seine Herkunft aus Galiläa kaum verbergen. Nicht ohne Grund sagen Leute zu ihm, als er Jesus nach dessen Gefangennahme heimlich nachfolgt: „Wahrhaftig, du bist auch einer von denen, denn deine Sprache verrät dich“ (Matthäus 26,73). Menschen aus Galiäa wurde eine schlechte Aussprache nachgesagt. Doch nach Apg. 2 wurde gerade die Predigt dieser Leute aus Galiläa sogar von Ausländern verstanden, die aus fernen Landen nach Jerusalem gekommen waren. Dieses philologische Wunder ist besonders in den Versen 6-11 beschrieben. Den Text aus Apg. 2,1-13 biete ich unwesentlich verändert gegenüber der Luther Revision 1984 an:

„(1) Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. (2) Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. (3) Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie des Feuers; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen (καὶ ὤφθησαν αὐτοῖς διαμεριζόμεναι γλῶσσαι ὡσεὶ πυρὸς καὶ ἐκάθισεν ἐφʼ ἕνα ἕκαστον αὐτῶν), (4) und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu reden in anderen Zungen (vgl. Apg. 10,46+19,6), wie der Geist ihnen gab auszusprechen (4 καὶ ἐπλήσθησαν πάντες πνεύματος ἁγίου καὶ ἤρξαντο λαλεῖν ἑτέραις γλώσσαις καθὼς τὸ πνεῦμα ἐδίδου ἀποφθέγγεσθαι αὐτοῖς). (5) Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. (6) Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden (ὅτι ἤκουον εἷς ἕκαστος τῇ ἰδίᾳ διαλέκτῳ λαλούντων αὐτῶν). (7) Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? (8) Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache (καὶ πῶς ἡμεῖς ἀκούομεν ἕκαστος τῇ ἰδίᾳ διαλέκτῳ ἡμῶν ἐν ᾗ ἐγεννήθημεν;)? (9) Parther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien, (10) Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Einwanderer aus Rom, (11) Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unseren Zungen (=Sprachen) (ἀκούομεν λαλούντων αὐτῶν ταῖς ἡμετέραις γλώσσαις) von den großen Taten Gottes reden.

(12) Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? (13) Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein“.

In 1. Korinther 14 werden Zungenrede und Prophetie einander gegenüber gestellt, wobei die Prophetie den Vorzug erhält, weil sie verständlich ist, während die Zungenrede niemand versteht, sondern dieses Reden ausgelegt werden muss, damit es auferbaut. Von dieses Kapitel biete ich nur die Verse 2-5 an, wobei ich die Lutherübersetzung an einigen Stellen verändere:

„(2) Denn wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott; denn niemand hört ihn, er redet im Geist Geheimnisse. (3) Wer aber prophetisch redet, der redet den Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung. (4) Wer in Zungen redet, der erbaut sich selbst; wer aber prophetisch redet, der erbaut die Gemeinde. (5) Ich will, dass ihr alle in Zungen redet; aber noch viel mehr, dass ihr prophetisch redet. Denn wer prophetisch redet, ist größer als der, der in Zungen redet; es sei denn, er legt es auch aus, damit die Gemeinde dadurch erbaut werde.

(2) ὁ γὰρ λαλῶν γλώσσῃ οὐκ ἀνθρώποις λαλεῖ ἀλλὰ θεῷ• οὐδεὶς γὰρ ἀκούει, πνεύματι δὲ λαλεῖ μυστήρια• (3) ὁ δὲ προφητεύων ἀνθρώποις λαλεῖ οἰκοδομὴν καὶ παράκλησιν καὶ παραμυθίαν. (4) ὁ λαλῶν γλώσσῃ ἑαυτὸν οἰκοδομεῖ• ὁ δὲ προφητεύων ἐκκλησίαν οἰκοδομεῖ. (5) θέλω δὲ πάντας ὑμᾶς λαλεῖν γλώσσαις, μᾶλλον δὲ ἵνα προφητεύητε• μείζων δὲ ὁ προφητεύων ἢ ὁ λαλῶν γλώσσαις ἐκτὸς εἰ μὴ διερμηνεύῃ, ἵνα ἡ ἐκκλησία οἰκοδομὴν λάβῃ“.

 

Paulus kommt der heute üblichen Zungenrede, die anderen Personen unverständlich ist, ja manchmal geradezu abstößt, wesentlich näher als die aufbauende Zungenrede an Pfingsten. Ob dort aus dem Spott in Vers 13 gefolgert werden darf, dass sie doch unverständlich redeten, wie es gelegentlich gemacht wird, erscheint mir keine angemessene Folgerung. Es finden sich immer Personen, die spotten oder widersprechen. Das geschieht selbst da, wo wirklich kein Grund gegeben ist. Apostelgeschichte 2 und 1. Korinther 14 beschreiben verschiedene Geisterfahrungen. Die Aussagen an beiden Stellen lassen sich nicht besser „harmonisieren“; eine identische Erfahrung ist ja auch nicht erforderlich.

Link zur übergeordneten Seite (Apg. 1,5 + 11,16; Apg. 8).

Link zu den Ephesusjüngern (Apg. 19).

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